Der Kutscher Boor und seine Geschichte

Seit dem Jahre 1490 unterhielt der deutsche König Maximilian I. (ab 1505 auch deutscher Kaiser) erste Nachrichtenstafetten im Heiligen Römischen Reich, die er von Kurieren aus der italienischen Familie Taxis organisieren ließ, wobei die verschlossenen Felleisen (ein Felleisen ist ein meist lederner Rucksack, wie er früher auch von Handwerksgesellen getragen wurde) von Postreitern bei Tag und Nacht von Poststation zu Poststation befördert wurden.

Eine Besonderheit bestand darin, dass in der Zeit von 1493 bis 1502 einheimische Tiroler Postmeister die Felleisenrouten im Reich und den Habsburger Stammlanden betreuten.

Zum Aufbau einer Post bedurfte es einer Auswahl von kurzen und schnellen Touren. Neben dem Transport von verschlossenen Postfelleisen erfüllten die Poststationen einen weiteren Zweck. Kuriere oder berechtigte Reisende konnten auf den Poststationen Pferde mieten und in Begleitung eines Postreiters von Poststation zu Poststation reiten und dort das Pferd wechseln, was man aus Sicht der Reisenden als „Postieren“ bezeichnete.

Der Niederländische Postkurs, der uns bei dieser Beschreibung hauptsächlich interessiert, war seit der Gründung unter König Maximilian I. im Jahre 1490 ein europäischer Hauptpostkurs und zugleich die erste dauerhaft betriebene Postlinie im Heiligen Römischen Reich.

Die Route verlief über Alt- und Reichsstraßen und verband Innsbruck mit den Niederlanden und Italien. In den Niederlanden waren seit 1505 Mecheln oder Brüssel die Endpunkte, ab 1516 nur noch Brüssel, wo unter Karl V. eine neue Zentrale mit Generalpostmeistern aus der Familie der Taxis entstand.

1681 wurde die Niederländischen Postroute über Luxemburg (Stadt), Wecker, Trier, Lieser und den Hunsrück (über Wederath und Laufersweiler) verlegt. 1698 schließlich kam es zur endgültigen Verlagerung der Niederländischen Postroute über Luxemburg (Stadt), Wecker, Trier, Büdlich, Haag und Laufersweiler, unter Umgehung von Lieser. Lieser war nur noch eine Pferdewechselstation am Postkurs Trier-Koblenz.

Am genannten „Kutscher Boor“, der damit schätzungsweise 325 Jahre alt ist, wurden die Pferde der Postreiter getränkt. Seit dem 17. Jahrhundert ging man auch dazu über, die Botenpost durch eine Fahrpost (Postkutsche) zu ergänzen oder zu ersetzen.

Berthold Staudt